Geboren wurde der Namensgeber unseres Vereins, Paul Singer, 1844 als neuntes Kind eines jüdischen Kaufmanns in Berlin. Er besuchte die „Königliche Realschule“, absolvierte eine kaufmännische Lehre. Singer als 1869 bis 1887 war er gemeinsam mit seinem Bruder Inhaber der „Damenmäntelfabrik Gebr. Singer“, seit 1887 war er Privatier. 1869 trat er der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei.
Paul Singer war ein außergewöhnlicher Mensch. Außergewöhnlich vor allem deshalb, weil er neben seinem Reichstagsmandat und dem Parteivorsitz jahrzehntelang – in großem Umfang – praktische soziale Arbeit leistete. Sein Einsatz galt den Schwächsten der Gesellschaft. Für ihre Rechte kämpfte er. Auch finanziell half er, wann und wo immer er konnte.
Mit ungeheurem Zeit- und Kraftaufwand kümmerte sich Paul Singer – neben seiner politischen Arbeit – um eines der drängendsten sozialen Probleme seiner Zeit: Menschenwürdige Notunterkünfte für Obdachlose. In dem von ihm mitbegründeten ‚Berliner Asyl-Verein für Obdachlose.‘ In Berlin herrschte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgrund der Bevölkerungsexplosion eine große Wohnungsnot. Es fehlten vor allem kleine, bezahlbare und hygienisch einwandfreie Wohnungen. Städtische Fürsorge für Obdachlose beschränkte sich auf Gefahrenabwehr. Obdachlose – auch Familien – wurden in Polizeigewahrsam genommen oder im Arbeitshaus untergebracht. Paul Singer und die anderen Gründer des Berliner Asylvereins für Obdachlose sahen die Gesellschaft in der Verantwortung für die Missstände. Ihr Engagement verstanden sie nicht als Wohltätigkeit, sondern als Verpflichtung.
Am 31. Januar 1911 starb Paul Singer. August Bebel schrieb in seinem Nachruf auf Paul Singer:
„Man musste ihn hören, mit welcher Liebe er an dem
von ihm mitgegründeten Asyl für Obdachlose hing.
Ich habe ihn mehr als einmal sagen hören:
vor die Wahl gestellt das Reichstagsmandat
oder seine Stellung als Stadtverordneter
und Vorstandsmitglied des Asyls zu opfern,
würde er das erstere opfern.“
Paul Singers Engagement für andere ist beeindruckend. Es ist es wert, dass wir seiner gedenken.
Dazu versuchen auch wir mit unserer Arbeit in dem nach ihm benannten Paul Singer Verein einen bescheidenen Beitrag zu leisten.